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Nur fair!

 

Seit September 2020 müssen Jobanzeigen, die in der Facebook-Gruppe Nachhaltiges Fundraising gepostet werden, ein Gehalt, ein Mindestgehalt oder eine Gehaltsspanne ausweisen. In einer Online-Abstimmung hat sich eine deutliche Mehrheit der Gruppenmitglieder für diese Bedingung bei Jobanzeigen ausgesprochen.

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Denn es ist nur fair, …

 

  1. … dass Fundraising-Gehälter transparenter werden.

  2. … dass die Arbeit bezahlt wird und nicht die Person.

  3. … dass Frauen genauso viel verdienen wie Männer.

 

Insbesondere der letzte Punkt ist ein Gebot der Fairness. Bereits im Entgelttransparenz-Gesetz des Bundestages von 2017 war es ursprünglich vorgesehen, Gehaltsangaben in Stellenanzeigen verbindlich zu machen, um den sogenannten Gender Gap – die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern bei gleicher Tätigkeit und Qualifikation – zu schließen. Erst in der finalen Gesetzesvorlage wurde dieser Passus gestrichen.

 

Was in Österreich schon seit zehn Jahren Gesetz ist, entwickelt sich im britischen Nonprofit-Sektor gerade zu einer veritablen Bewegung, an der sich die größten Akteure der Branche beteiligen (www.showthesalary.com), und ist auch unter amerikanischen FundraiserInnen in der Diskussion.

 

Es wäre schön, wenn sich auch in Deutschland Organisationen, Verbände und Agenturen in der Fundraising- und Nonprofit-Branche verpflichten würden, im Sinne von Transparenz und Fairness nur noch Stellenanzeigen mit Gehaltsangabe zu veröffentlichen. (Wer mitmachen möchte, gerne melden!)

 

10 Gründe, die NICHT gegen Gehaltstransparenz bei Jobanzeigen sprechen:

 

1. Dann müssen wir bald alle Gehälter offenlegen.

 

Das eine impliziert nicht direkt das andere. Zudem ist es ein Zeichen der Transparenz, Gehälter zumindest nach innen offen zu legen. Für NPOs wäre es zwar ein sehr Vertrauen erweckendes Signal, die Gehälter der MitarbeiterInnen auch nach außen transparent zu machen. Darum geht es aber nicht. 

 

2. Angestellten von Nonprofit Organisationen sollte es mehr um die Mission als um Geld gehen.

 

FundraiserInnen und andere Angestellte arbeiten im Nonprofit-Sektor, weil ihnen die Mission der Organisation wichtig ist. Dafür akzeptieren sie niedrigere Gehälter als im Profit-Sektor. Aber auch für FundraiserInnen spielt das Gehalt eine Rolle. Auch sie haben Mieten und Rechnungen zu bezahlen und eine eigene Familie zu versorgen.

 

3. Wir bezahlen Frauen schon jetzt exakt die gleichen Gehälter wie Männern.

 

Das mag in der einzelnen Organisation so sein. Insgesamt aber verdienen Frauen in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 21 Prozent weniger Gehalt als Männer. Und bei gleicher (!) Tätigkeit und Qualifikation sind es immer noch 6 Prozent weniger Lohn. Es gibt keine Gründe anzunehmen, dass dieser Gender Gap im Nonprofit-Sektor weniger ausgeprägt ist als in anderen Branchen. Einzelne weibliche Beschäftigte im NPO-Sektor berichten immer wieder über niedrigere Gehälter im Vergleich zu männlichen Kollegen.

 

4. Dann bekommen wir keine Top-Kandidaten mehr.

 

Im Gegenteil, wer mit einem attraktiven Gehalt lockt, kann gerade Top-Kandidaten anlocken. Ein Mindestgehalt oder eine Gehaltsspanne lässt zudem Spielraum nach oben.

 

5. Alte Angestellte werden sich über das Gehalt der neuen beschweren.

 

Wenn sich die Organisationen bei Gehaltsausschreibungen an die bestehende Gehaltsstruktur halten, wird sich niemand beschweren. Wenn die ausgeschriebenen Gehälter höher liegen als die bestehenden, ist es an der Zeit, alle Gehälter anzuheben.

 

6. Es ist uns peinlich, dass wir so wenig zahlen.

 

Wenn eine Organisation nur sehr wenig zahlen kann, sollte sie überlegen, die Arbeitszeit der Mitarbeiter entsprechend zu kürzen. Und Jobsuchende werden beim Gehalt natürlich auch berücksichtigen, ob sie sich bei einer kleinen, lokalen Organisation oder einer internationalen NGO bewerben.

 

7. Wir haben Angst, dass SpenderInnen die Gehälter zu hoch finden.

 

Transparenz bei Gehältern ist für SpenderInnen zunächst einmal ein wichtiges, sehr Vertrauen erweckendes Signal. Es ist an der Organisation, den SpenderInnen überzeugend zu kommunizieren, dass in Nonprofit-Organisationen gute Arbeit auch gut bezahlt werden darf. Darüber hinausgehende, exorbitante Gehälter haben in gemeinnützigen Organisationen ohnehin nichts zu suchen.

 

8. Dann bekommen wir weniger Bewerbungen.

 

Selbst wenn die Zahl der Bewerbungen niedriger ausfallen sollte, sind diese Bewerbungen dank Selbstselektion die passenderen KandidatInnen. Die Arbeit der Bewerberauswahl wird reduziert.

 

9. Transparente Gehälter machen ArbeitnehmerInnen in Gehaltsverhandlungen zu mächtig.

 

In Gehaltsverhandlungen sitzen die Organisationen am längeren Hebel. Zwar werden FundraiserInnen gesucht, gleichzeitig ist der Markt aber sehr überschaubar. Zudem benötigt der Arbeitnehmer in vielen Fällen eine neue Stelle, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Diesen Druck haben Organisationen nicht. Transparente Gehälter sorgen daher lediglich dafür, dass das Machtverteilung ein wenig ausgeglichener wird.

 

10. Woanders werden Stellen auch ohne Gehaltsangabe ausgeschrieben.

 

Nur, weil es „woanders“ so ist, heißt nicht, dass etwas nicht geändert werden sollte. Zudem ist es ja zum Beispiel im öffentlichen Dienst schon seit jeher Usus. Und auch andere Länder, etwa Österreich, gehen mit gutem Beispiel voran.

 

So ist es in anderen Ländern

 

Österreich

 

Nach dem Gleichbehandlungsgesetz muss seit 2011 in Stellenanzeigen ein Mindestgehalt angegeben werden. An dieses Gesetz müssen sich selbstverständlich auch Nonprofit-Organisationen halten.

 

Großbritannien

 

Insbesondere im Nonprofit-Bereich gibt es in Großbritannien eine starke Bewegung, Stellenanzeigen künftig transparent mit Gehaltsangabe auszuschreiben. Dem „Show the Salary“ Pledge haben sich bereits 18 Agenturen, 53 Nonprofit-Organisationen und der englische Fundraisingverband angeschlossen.

 

Vereinigte Staaten

 

Regelungen zur Gehaltstransparenz sind in den Vereinigten Staaten Sache der Bundesstaaten. In den meisten Bundesstaaten ist eine Gehaltsangabe bei Stellenanzeigen noch nicht Pflicht. Unter FundraiserInnen gibt jedoch zunehmenden Protest gegen diese Praxis. Erste Agenturen im Nonprofit-Arbeitsmarkt veröffentlichen nur noch Stellanzeigen mit Gehaltsangabe.

 

Das sagt die Wissenschaft

 

Mehr Transparenz bei Gehältern sorgt für …

 

… hohe Zustimmung bei ArbeitnehmerInnen.

… höhere Motivation und Leistung bei den ArbeitnehmerInnen.

… höhere Gehälter von Frauen.

… mehr BewerberInnen.

 

Quellen:

https://www.sciencefocus.com/science/the-science-of-pay-transparency/

https://www.cnbc.com/2020/02/11/data-shows-pay-transparency-could-close-the-gender-pay-gap.html

https://showthesalary.com/resources/

https://nonprofitaf.com/2020/09/not-showing-the-salary-range-in-job-postings-is-archaic-and-inequitable-so-why-do-we-keep-doing-it

https://www.youngwomenstrust.org/what_we_do/media_centre/press_releases/838_ban_salary_secrecy_says_young_women_s_trust

Organisationen, Agenturen und Verbände, die sich "Nur fair!" angeschlossen haben:

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